Landesmeisterschaften anderer Bundesländer haben üblicherweise keinen besonderen Stellenwert im Badischen OL-Kalender. Doch dieses Jahr bot das Nordhessische Sprintwochenende am 10./11. Mai einen Grund zur besonderen Beachtung. Der Skiclub Helsa hatte nicht nur zu Hessischen Meisterschaften im Sprint-OL geladen, sondern auch zu einem Knockout-Sprint als Testwettkampf für das ab 2026 erstmals auch als Deutsche Meisterschaften durchgeführte neue Wettkampfformat.
Diese Premiere lockte aus Nordbaden auch die ambitionierten Nachwuchskaderläufer vom TUS Rüppurr und der TSG Wiesloch nach Nordhessen, um das neue Wettkampfformat und dessen besondere Anforderung und spezifische Belastung kennenzulernen und auszuprobieren.
Einzelsprint als Qualifikationslauf
Den Auftakt bildete ein normaler Sprint-OL im Einzelstart, der sowohl zur Deutschen Parktour als auch als Hessenmeisterschaft gewertet wurde und für den Knockout-Sprint als Qualifikationsrunde diente. Zu diesem Zweck liefen altersklassenübergreifend alle Männer bzw. Frauen ab 15 Jahren die gleiche Strecke und die je 36 Zeitschnellsten (D/H) qualifizierten sich für die nächste Runde bestehend aus 6 Läufen (Heats) à 6 Läufer/innen.
Besonderheit des Vorlaufs war, dass die ersten Posten im Wald zu finden waren und dann eine längere Downhill-Passage ins Dorf hinunter führte, bevor es wieder bergan zurück zum Ziel in der Schäferlandschule ging. Daniel und Emil auf Platz 2 und 3 in der H15-18 (respektive Rang 3 und 5 auf der Herren-Bahn), sowie Marika als 3. In der D15-18 (Rang 8 aller Damen auf Bahn 2) zeigten hier bereits recht gute Leistungen mit denen sie sicher die nächste Runde erreichten.
Viertelfinals im Massenstart
Ab dem Viertelfinale wird der K.O.-Sprint seinem Namen entsprechend als Ausscheidungsrennen mit Massenstart und direktem Gegnerkontakt ausgetragen. Das damit einhergehende höhere Lauftempo und die erhöhte psychische Belastung sind charakteristisch für das neue Format. Nachlaufen ist potentiell möglich; selektive Routenwahlen sind von entscheidender Bedeutung. Bei der Bahnlegung wird zudem versucht, jede Runde mit anderen virtuellen Sperren oder dem Öffnen von zuvor nicht belaufenen Bereichen, die Routenwahlmöglichkeiten zu variieren und die Läufer zu genauer Kartenarbeit anzuhalten und immer wieder neu zu fordern.


Dies gelang Bahnleger Leon Kollenbach sehr gut. Als großer Fan und ausgewiesener Experte in Sachen Sprint-OL stellte er die Wettkämpfer immer wieder vor neue Herausforderungen und holte das Maximum aus dem Gelände rund um den beschaulichen Ortskern von Helsa heraus.
Aus den 6 Viertelfinalläufen kamen jeweils die 3 Schnellsten weiter ins Halbfinale, welches wiederum in 3 Läufen von je 6 Startern bestritten wurde. Für die 3 badischen Nachwuchskaderathleten stellte das Viertelfinale keine große Hürde da und so zogen Daniel, Emil und Marika souverän in die nächste Runde ein.
Halbfinale mit Runners Choice
Als weitere Finesse kann es beim Knockout-Sprint auch Gabelungsposten geben. Hier werden bei der so genannten „Runners Choice“ den Wettkämpfen kurz vor dem Start Kartenausschnitte mit den unterschiedlichen Postenverbindungen gezeigt und jede/r wählt selbst, welche subjektiv beste Bahnvariante er/sie laufen will – unter Zeitdruck und ohne die von der Konkurrenz ausgewählte Bahn zu kennen.
Dieser Modus kam im Halbfinale zur Anwendung. Emil entschied sich hier für die Bahnvariante, die objektiv nicht die schnellste war, und verlor so im gegabelten Mittelteil wertvolle Sekunden, die er bis zum Ziel nicht mehr aufholen konnte. Für Ihn war damit das Halbfinale Endstation. Besser lief es wiederum für Daniel und Marika, die Ihre Heats jeweils gewannen und somit souverän ins Finale der Top 6 Herren bzw. Damen einzogen.


Finale mit Start und Ziel in der Wettkampfarena
Das Finale wurde dann zuschauerfreundlich auf dem Schulhof der Schäferlandschule gestartet mit ein paar kurzen ersten Posten rund ums Schulgelände und neu geöffneten Durchgängen für nochmals andere Mikroroutenwahloptionen. Ein längerer Übergang führte die Finalteilnehmer dann in den östlichen Teil der Ortslage, der zuvor noch nicht belaufen wurde. Es folgte ein Kartenwechsel („Mapflip“ mit Fortsetzung auf der Rückseite), nach dem die Wettkämpfer direkt mit zwei kniffligen Routenwahlen konfrontiert wurden. Die Alternativen führten entweder im großen S mit einigen Zusatzmetern auf Straßen entlang oder direkter, über Wiesen und durch Gebüsch, zum Posten. Die Steigungsmeter waren auf beiden Alternativen gleich und sorgten dafür, dass sich auch konditionell die Spreu vom Weizen trennte. Nach einem kurzen Versatzposten folgte eine weitere Routenwahl – am Waldrand entlang oder erneut über die eigentlich zu lang erscheinende Straßen-Serpentine. Spätestens hier fiel die Vorentscheidung. bevor es zurück Richtung Ziel ging. Es folgte eine Zuschauerpassage und nochmals drei kurze letzte Posten rund ums Schulgelände, bevor die Läufer wieder dort einliefen, wo sie gestartet waren. In der Offenen Klasse gewann bei den Frauen Birte Friedrichs (MTV Seesen) vor Emma Caspari (OL Team Lippe) und Katja Horst (SC Königstein). Bei den Herren siegte Toby Scott (OLV Steinberg) vor Till Finkenstädt (OLV Uslar) und Moritz Kuntze (USV Jena).
~ Bericht und Fotos von Markus | Karten vom SC Helsa (c) Leon Kollenbach ~

